Dienstag, 27. Februar 2018

Rezension: Lucie Whitehouses Dunkle Brandung



Inhalt

Die Übersetzerin Kate flieht den Winter über von London auf die Isle of Wight, um Richard zu entkommen, mit dem sie eine leidenschaftliche und intensive Beziehung hatte. Sie will ihr Leben neu aufbauen, während auf der Insel nur noch von einer beim Segeln ertrunkenen Frau, Alice, gesprochen wird. Deren Schicksal lässt Kate kaum noch los, als sie auch noch den Ehemann der Verstorbenen, Peter, kennen lernt. Hatte dieser etwas mit Alices Tod zu tun? Bald muss sich Kate jedoch auch wieder stärker um ihr eigenes Leben kümmern, denn Richard versucht alles, um sie zu finden…

Meinung

Lucie Whitehouse versucht sich in ihrem zweiten Roman an einer Mischung aus Krimi, Thriller und Liebesgeschichte. Kate flieht auf die Isle of Wight, um ihrer Beziehung mit dem attraktiven Richard zu entkommen. Ihre Beweggründe dafür bleiben dem Leser zunächst verborgen, irgendetwas scheint vorgefallen zu sein. Doch man erfährt erst allmählich in Rückblenden mehr über diese Beziehung und die Gefahren, die von Richard ausgehen. Auch auf der Insel gibt es kein wirkliches Entkommen, er tyrannisiert sie mit Anrufen, Sms und Emails und will sie finden und zurückhaben. Kate versucht währenddessen, sich ein neues Leben aufzubauen. Sie lernt einen Buchladenbesitzer kennen und über ihn Peter, dessen Frau Alice kurz nach Kates Ankunft beim Segeln ertrunken ist. Das Schicksal der Frau lässt Kate nicht mehr los. War es Selbstmord, ein Unfall oder sogar Mord? Und kann sie verhindern, dass Richard sie findet?
Nachdem ich Whitehouses sehr guten Debütroman „Als hätten wir alle Zeit der Welt“ gelesen hatte, war ich neugierig, ob auch ihr zweiter Roman ähnlich gut sein würde. Leider wurde ich ein wenig enttäuscht. Auch hier wurden wieder einige Genres vermischt, doch nach meinem Empfinden hat sich die Autorin diesmal zu viel vorgenommen. Die Spannung eines Thrillers aufzubauen, gelingt leider kaum. Lange Zeit kommt die Handlung überhaupt nicht in Fahrt, sie schwappt so vor sich hin. Auch der Versuch, durch die anfängliche Ungewissheit, warum Kate vor Richard fliehen musste und welche Gefahr von ihm ausgeht, Spannung aufzubauen, funktioniert nur wenig, da die Geschichte zu vorhersehbar ist. Am Ende wird dann sehr viel Handlung, die vorher fehlte, in wenige Seiten gepackt, die Ereignisse überschlagen sich beinahe und endlich baut sich für kurze Zeit Spannung auf. Leider ist auch das Ende wieder sehr vorhersehbar, was die kurz aufflackernde Spannung schnell wieder zunichte macht.
Gelungener ist das Buch, wenn man die Herausarbeitung der Psyche der Hauptpersonen betrachtet, wovon auch ihr Debütroman lebte. An die psychologische Tiefe von „Als hätten wir alle Zeit der Welt“ kommt „Dunkle Brandung“ zwar nicht heran, doch überzeugend wird geschildert, wie man etwa vielleicht doch zu lang in Beziehungen ausharrt, die einem eigentlich nicht gut tun, oder wie der Kampf um die Oberhand und die Dominanz in Beziehungen ausarten kann. Doch leider sind dies keine wirklich neuen Aspekte, sondern Muster, die sich in vielen, ähnlichen Romanen finden lassen und die so nicht dazu beitragen, dass man über die Mängel der Geschichte hinwegsehen kann.

Fazit

Eine zwar gut geschriebene, aber nicht wirklich neue Geschichte, die ihren Leser doch etwas enttäuscht zurücklässt. Über das gesamte Buch baut sich kaum Spannung auf, der Verlauf der Geschichte und ihr Ende sind leider ziemlich vorhersehbar und folgen häufig in Romanen auftauchenden Mustern. Oft gelingt es der Autorin immerhin, die Psyche der Charaktere glaubhaft und angemessen darzustellen, so dass sich das Lesen des Romans doch lohnt, wenn man mit leichter Unterhaltung zufrieden ist.

3 von 5 Punkten


Buchinfos:
S. Fischer Verlag
Taschenbuch, 400 Seiten
ISBN: 978-3-596-18884-0
Erschienen am 09. Oktober 2012
Originaltitel: The Bed I Made
Preis: 9,99 €

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