Mittwoch, 14. März 2018

Rezension: John Boynes Der Junge auf dem Berg



Inhalt

Paris, 1936: Pierrot ist gerade einmal sieben Jahre alt, als er nach dem frühen Verlust seines Vaters auch seine Mutter verliert und in ein Waisenhaus kommt. Doch er muss dort nicht lange bleiben und kann bei seiner Tante Beatrix leben, die als Hausverwalterin in einem wohlhabenden Haus in den deutschen Bergen arbeitet. Doch dies ist kein normales Haus, sondern der Berghof, Adolf Hitlers Landsitz nahe Berchtesgaden. Dieser nimmt sich schnell Pierrot an, der in eine gefährliche, neue Welt hineingerät, voll von Terror, Geheimnissen und Verrat, und Pierrot muss sich schließlich entscheiden, wo seine Loyalität liegt…

Meinung

Das Buch ist in drei Teile unterteilt, der erste Teil behandelt das Jahr 1936 und umfasst bereits fast die Hälfte des Buches, im zweiten Teil geht es um die Geschehnisse der Jahre 1937-1941 und der letzte Teil behandelt die Jahre 1942-1945 und in einem kleinen Epilog die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Schwerpunkt der Handlung liegt dabei auch eindeutig auf den ersten Jahren, das Kriegsende und die Zeit danach werden etwas zu kurz abgehakt. Nachdem Boyne uns in seinem Weltbestseller „Der Junge im gestreiften Pyjama“ bereits einen Aspekt des Nationalsozialismus aus der Sicht eines Kindes zeigte, erleben wir nun in seinem neuen Roman den Wandel eines höflichen und toleranten Kindes zu einem herrischen, arroganten, intoleranten und gewissenlosen Jugendlichen, als dieses in das auf bedingungslosen Gehorsam getrimmte Umfeld des Berghofs gerät. Diese Wandlung stellt der Autor sehr gelungen dar, wenn ich ein paar Entwicklungen auch für ein wenig zu übertrieben halte, insbesondere wie sehr sich Hitler dem Jungen annimmt, so dass dieser etwa (na klar) bei einem ganz geheimen Treffen zu Auschwitz dabei sein darf. Doch Boyne zeigt insgesamt eindrucksvoll, wie Kinderdenken funktionieren kann, wie diese für Gewalt und Verrat bereit gemacht werden können und wie sehr sich kleine Dinge, die etwa von ihnen falsch gedeutet werden, sehr groß auswirken können und ihre Denkmuster beim Heranwachsen beeinflussen können.
Somit konnte mich dieses Buch wieder sehr überzeugen, wenn es auch stärker für Jugendliche gedacht ist. Es ist endlich einmal nicht vorhersehbar, was das Ende angeht, was ich oftmals bei anderen Boyne-Romanen kritisieren musste. Vielmehr bleibt es spannend und auch rührend bis zum Schluss, man fiebert die ganze Zeit mit Pierrot mit, auch wenn er immer unsympathischer wird, und hofft noch für ihn, dass er noch einmal die Kurve bekommt und den von ihm eingeschlagenen Weg noch verlässt, bevor es zu spät ist. Historisch sind die allgemeinen Zusammenhänge soweit korrekt dargestellt, wenn auch das Personal des Berghofs frei erfunden wurde, wie auch die Hauptfiguren. Der Roman ist bisher allerdings nur auf Englisch erschienen, wann eine deutsche Ausgabe geplant ist, konnte ich leider nicht herausfinden.

Fazit

Wieder ein rührender Roman von John Boyne zum Zweiten Weltkrieg, der eindrucksvoll aufzeigt, wie Kinder von einer Welt voll von bedingungslosem Gehorsam und Gewalt beeinflusst werden können. An seine großen Werke kommt dieses Buch zwar nicht heran, wirklich empfehlenswert ist es aber dennoch, wenn man nach einer rührenden, tiefgehenden und fesselnden Geschichte sucht.

4 von 5 Punkten


Buchinfos:
Hardcover, 304 Seiten
ISBN: 978-3-7373-4062-5
Erschienen am: 24. August 2017
Originaltitel: The Boy at the Top of the Mountain
Preis: 16,99 €

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