Mittwoch, 14. März 2018

Rezension: Ken Folletts Das Fundament der Ewigkeit


Inhalt

Ken Follett ließ die Fans seiner Kingsbridge-Reihe lange warten, doch vor kurzem erschien nach „Die Säulen der Erde“ und „Die Tore der Welt“ nun der dritte Teil, der uns erneut mit einem Zeitsprung von etwa 200 Jahren ins fiktive Kingsbridge mit seiner eindrucksvollen Kathedrale führt. Diese wacht auch im Jahre 1558 noch über die Stadt, die ebenso wie Europa durch die Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten entzweit ist. Als schließlich die protestantische Elizabeth Tudor Königin wird, wenden sich fast alle Staaten gegen England, woraufhin diese zum Schutz vor Mordkomplotten und Angriffen einen Geheimdienst aufbaut, bei dem Ned Willard sie unterstützt. Dieser hat Kingsbridge verlassen, nachdem der Konflikt der Konfessionen ihn von Margery Fitzgerald entzweite, die er zu heiraten gedachte. Ihre Liebe scheint verloren zu sein, denn ganz Mitteleuropa steht in Flammen…

Meinung

Auch ich habe lange auf die Fortsetzung der Kingsbridge-Bücher gewartet, wenn auch der zweite Band nicht mehr so gelungen wie „Die Säulen der Erde“ war. Dieser Trend setzt sich nun leider fort, denn auch „Das Fundament der Ewigkeit“ kommt wiederum nicht an seinen Vorgänger heran. Aber fangen wir erst einmal mit dem Aufbau an: das Buch setzt mit dem Jahr 1558 ein, bevor Elizabeth I. Königin von England wird. Es besteht aus mehreren Teilen, zwischen denen meist Zeitsprünge von bis zu 10 Jahren liegen. Das Buch endet mit dem Epilog im Jahr 1620. Im Fokus stehen die historischen Entwicklungen in England und in Frankreich, einzelne Handlungsstränge spielen aber auch in Spanien, den Niederlanden, Schottland und in der Karibik. Die groben historischen Ereignisse und Entwicklungen sind wie bei jedem Follett-Buch erneut sehr gut recherchiert und auch sehr genau wiedergegeben, was die Handlung einerseits sehr authentisch, andererseits aber eben auch vorhersehbar macht, wenn man sich gut im England des 16. Jahrhunderts auskennt. Vorwissen zu dieser Epoche kann definitiv nicht schaden, da viele Personen und Entwicklungen dargestellt werden, bei denen man sonst etwas den Überblick verliert. Dass die Handlung dadurch dann wiederum vorhersehbarer wird, stört jedoch wiederum nicht so sehr wie der Einfluss, den fast ausschließlich Bewohner aus Kingsbridge auf den Lauf der englischen Geschichte haben. Diese spielen bei historisch belegten Attentaten, Putschversuchen, Geheimdienstaufgaben und ähnlichem eine derart wichtige Rolle, dass dies nur noch unrealistisch wirkt.
Ein weiteres Manko des Romans ist Folletts Fokussierung auf die historischen Ereignisse, weniger auf die fiktive Geschichte rund um die Bewohner von Kingsbridge. Waren die fiktiven Handlungen der beiden Vorgängerbände noch in die historischen Begebenheiten eingebettet und natürlich davon beeinflusst, nehmen diese diesmal nur noch eine untergeordnete Rolle ein. Die Beziehungen zwischen den Hauptfiguren werden nur noch knapp entwickelt, die Handlungen direkt in Kingsbridge immer weiter reduziert, nur noch die Dienste der Figuren für Monarchen und adlige Familien werden ausführlich thematisiert. Man baut somit wenig Verbindung zu den Hauptcharakteren auf, deren Schicksal einen eher kalt lässt und auch die Liebesgeschichte, die sich typisch für Follett über den gesamten Roman erstreckt, verfällt in eine unberührende Nebenhandlung, die wenig bleibenden Eindruck hinterlässt. Die Vorgängerbände machte schließlich gerade das Leben in und die Entwicklung der Stadt Kingsbridge und seiner Bewohner aus, so dass diese definitiv hätten ausgeweitet werden sollen. Die Kapitel, die in Kingsbridge spielen und die Auswirkungen der historischen Entwicklungen auf die Stadt, ihre eindrucksvolle Kathedrale und auch das Kloster darstellen, sind die stärksten und spannendsten des Buches.
Was Ken Follett erneut überzeugend gelingt, ist die Herausarbeitung der zentralen historischen Thematik seines Buches: der Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken. Dies ist neben den Kapiteln in Kingsbridge der große Pluspunkt des Buches, da auch wieder Follett-typisch sehr abgewogen beide Seiten beleuchtet werden und sich im Wesentlichen für eine tolerante und auf Verständigung ausgelegte Herangehensweise ausgesprochen wird, angesichts einiger aktueller Entwicklungen in unserer Welt eine ganz wichtige Message! Zudem ist der Roman einfach wieder enorm fesselnd geschrieben, so dass man gepackt vor dem Buch sitzt und wieder einmal alles um sich selbst herum vergisst und somit auch über einige Schwächen der Handlung oder auch der zu schwarz-weiß geratenen Figuren hinwegsehen kann.
Der Roman ist wie schon „Die Tore der Welt“ wieder keine richtige Fortsetzung, es liegen natürlich auch wieder etwa 200 Jahre zwischen beiden Büchern. Deshalb kann man den Roman auch für sich allein genommen lesen. Ereignisse und Hauptfiguren aus den Vorgängerbänden werden zwar mal erwähnt, spielen über für die Handlung keinerlei Rolle. Zu den Zusätzen der deutschen Ausgabe kann ich leider nichts sagen, da ich die englische gelesen habe. Diese ist wieder mit einer Personenliste (auch der nicht-fiktiven) ausgestattet und zudem sehr ansprechend gestaltet, mit Karten von Kingsbridge und des Klosters auf den Innenseiten des Einbands. Preislich liegt diese außerdem deutlich unter der deutschen Ausgabe, so dass ich diese (nach Möglichkeit) eher empfehlen würde.

Fazit

Leider setzt sich der Trend der Kingsbridge-Reihe fort, sie werden immer ein wenig schlechter als ihr Vorgänger. Wer sich für das Elizabethanische Zeitalter und den Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken interessiert, dem kann ich das Buch definitiv ans Herz legen. Die Handlung weist zwar einige Schwächen auf, aber spannend unterhalten wird man dann doch wieder wie immer bei Ken Follett.

3,5 von 5 Punkten


Buchinfos:
Hardcover, 1162 Seiten
ISBN: 978-3-7857-2600-6
Erschienen am: 12. September 2017
Originaltitel: A Column of Fire
Preis: 36,00 €

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