Donnerstag, 22. März 2018

Rezension: Maja Lundes Die Geschichte der Bienen


Inhalt

England 1852: Der Samenhändler William verbringt seine Zeit nur noch im Bett, seine Forschungen sind gescheitert, sein Mentor glaubt nicht mehr an ihn, doch da bekommt er eine Idee, die seinem Leben wieder Sinn verleiht: ein komplett neuartiger Bienenstock… USA 2007: Der Imker George muss hart auf seinem Hof arbeiten und immer wieder Kredite aufnehmen. Sein Sohn Tom soll das Geschäft einmal übernehmen, konzentriert sich aber nur noch auf sein Studium. Bis plötzlich die Bienen verschwinden… China 2098: Tao bestäubt tagein, tagaus Bäume von Hand, Bienen gibt es schon lange nicht mehr. Sie möchte ihrem Sohn Wei-Wen ein besseres Leben ermöglichen, doch er hat plötzlich einen seltsamen Unfall und Tao darf ihn nicht mehr besuchen, doch was ist mit Wei-Wen passiert, das sogar die Regierung in Aufruhr versetzt?

Meinung

Wie oben bereits ersichtlich, ist die Handlung in drei Stränge aufgeteilt. Über etwa zweieinhalb Jahrhunderte ziehen sich diese und verbinden die Geschichte der Bienen mit drei verschiedenen Familiengeschichten. Die Handlung in den USA (genauer gesagt Ohio) spielt beinahe noch in unserer Gegenwart und gibt Einblicke in das gegenwärtige Bienensterben. Der Handlungsstrang in England bietet viele interessante Details zur Forschung zu Bienen und zum Bau von Bienenstöcken, während die China-Geschichte einen Ausblick wagt, wie unser Leben in etwa 80 Jahren sein könnte, wenn wir die Bienen komplett ausrotten. Dabei sind alle drei Handlungsstränge nicht komplett unabhängig voneinander, sondern zum Teil durch eine Familiengeschichte miteinander verwoben. Sie wechseln sich meist kapitelweise ab, was enorm zur Spannung in der Geschichte beiträgt, die sich die meiste Zeit packend wie ein Krimi liest. Auch die lebensnahen Konflikte in den Familien sorgen zudem dafür, dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Insbesondere die China-Geschichte ist zusätzlich noch so voller Rührung und Mitgefühl, dass man auch da komplett auf seine Kosten kommt.
Dazu trägt auch der sehr erschreckende Zukunftsausblick bei, den die Autorin entwirft, und der in vielen Punkten nicht unrealistisch erscheint, auch wenn man sich das Bestäuben unzähliger Bäume durch Menschen, das verwaiste Peking, das verarmte Europa und die vielen Kriege und Konflikte lieber nicht ausmalen mag, auf die wir vielleicht zusteuern. Lunde baut diesen so überzeugend in ihre Handlung ein, dass man es mit der Angst bekommen kann, was uns bevorstehen kann, wenn wir die Natur und die Lebewesen weiterhin zerstören. Insbesondere die USA-Handlung ist so voll mit Appellen an uns alle, jetzt, wo wir vielleicht noch etwas ändern können, unsere Lebensweise nicht mehr auf Kosten unseres Planeten zu führen. Die Autorin gibt zwar am Ende auch die Hoffnung nicht auf, dass die Natur sich alles wieder zurückholen wird, das wir ihr nehmen, ob wir jedoch ausprobieren sollten, wie eine Welt etwa ohne Bienen sein würde, das sollten wir uns gut überlegen. Das Buch lässt den Leser somit nicht kalt, die Figuren und ihre Schicksale berühren ungemein, die Informationen zu Bienen und ihrer Bedeutung werden informativ und spannend in die Handlungen mit eingebunden, ich hätte mir sogar noch mehr Informationen zu ihnen gewünscht. Über eigene Aspekte ihrer Zukunftsaussicht lässt sich natürlich streiten, doch insgesamt ist Maja Lunde ein ganz wichtiges und tolles Buch gelungen, das insbesondere auch von seiner sehr intensiven Schilderung der gegenwärtigen Situation der Imker lebt. Dieser Handlungsstrang übertraf die anderen beiden sehr guten doch noch, vor allem das Verhältnis zwischen George und seinem Sohn wird enorm realistisch und einfühlend herausgearbeitet. Mit den beiden fieberte ich am meisten mit.

Fazit

Maja Lunde ist ein tolles Werk gelungen. Spannende Informationen zu den Bienen werden mit drei rührenden Familiengeschichten voller lebensnaher Charaktere und wichtigen Fragen zu unserem Umgang mit der Natur und ihren Lebewesen verbunden, was ein überaus gelungenes Gesamtbild ergibt. Für mich jetzt schon vielleicht das beste und wichtigste Buch des Jahres, ich habe selten etwas Besseres gelesen!

4,5 von 5 Punkten


Buchinfos:
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 528 Seiten
ISBN: 978-3-442-75684-1
Erschienen am: 20. März 2017
Originaltitel: Bienes historie
Preis: 20,00 €

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