Donnerstag, 1. März 2018

Rezension: Robert Galbraiths Der Ruf des Kuckucks


Inhalt

Als ein erfolgreiches Model mit psychischen Problemen eines Nachts vom Balkon ihrer Londoner Luxuswohnung hinabstürzt, sieht für die Öffentlichkeit alles nach Selbstmord aus, auch die Ermittlungen der Polizei kommen zu keinem anderen Ergebnis. Der Bruder der Toten, der Rechtsanwalt John Bristow, hat jedoch seine Zweifel und engagiert den Privatdetektiven Cormoran Strike. Dieser 35jährige Kriegsveteran, der das Militär mit physischen und psychischen Wunden verlassen hat, steht gerade vor den Trümmern seines Lebens: das endgültige Ende seiner On-/Off-Beziehung mit seiner Verlobten Charlotte gerade einen Tag alt, finanziell am Ende, sein Büro als Übernachtungsplatz nutzend. Da kommt der Auftrag von Bristow gerade recht, in dem nach einigen Ermittlungen vieles auf Mord hindeutet. Und das Model könnte nicht das letzte Opfer des Täters sein…

Meinung

Nach „Ein plötzlicher Todesfall“, einer Art Milieustudie, folgte letzten April das nächste Werk von Joanne K. Rowling nach Harry Potter, was sie unter dem Pseudonym „Robert Galbraith“ veröffentlichte. Mitte Juli wurde das Geheimnis dann jedoch gelüftet und Rowling als Autorin des Buches bekannt, wie viele vermuten rein aus PR-Zwecken. Immerhin schnellten die Verkaufszahlen seitdem deutlich in die Höhe. Auch ich bin natürlich wie viele andere erst dadurch auf das Buch aufmerksam geworden und habe es, ehrlich gesagt, bloß aufgrund seiner Autorin gekauft. Trotzdem versuche ich wie immer eine möglichst unvoreingenommene Bewertung abzuliefern, wobei mich ebenso interessieren würde, ob ich das Buch anders bewertet hätte, wenn ich seine tatsächliche Autorin nicht gekannt hätte, aber das kann man nun leider nicht mehr herausfinden…
Aber kommen wir endlich einmal zum Inhalt des Buches: Man erhält eine zwar nicht völlig innovative (falls dies überhaupt noch möglich ist), aber doch grundsolide, spannende Kriminalgeschichte geboten, die über weite Teile sehr unterhalten kann. Am Anfang weist der Roman noch einige Längen auf, die Handlung muss erst einmal richtig in Fahrt kommen, dann wird sie allmählich immer fesselnder, insbesondere die letzten 100 Seiten sind sehr spannend erzählt, man kann das Buch kaum noch weglegen. Mit einigen überraschenden Wendungen wartet Rowling auch wieder auf, so dass der Leser mit „The Cuckoo´s Calling“ einen guten, klassischen Krimi erhält, zwar nichts Herausragendes, aber dennoch fesselnde und gute Unterhaltung. Auf ganz viel Action und wilde Verfolgungsjagden mit Schusswechsel verzichtet Rowling komplett, vielmehr wird die Geschichte durch verschiedene Zeugeninterviews, Tatortbesichtigung, Herumknobeln und logisches Schlussfolgern vorangebracht. Man rätselt als Leser gerne mit, glaubt ab und zu, den Täter zu kennen, verwirft mögliche Kandidaten wieder, um dann am Ende doch überrascht zu sein. Ich hatte den richtigen Täter einmal kurz im Blick, dann wieder als unrealistisch verworfen, so dass ich sagen würde, das Ende ist nicht absehbar, sicher ist man sich auf jeden Fall nicht, ob man den Richtigen bereits gefunden hat.
Was Rowling ähnlich gut wie in den Harry Potter-Romanen gelingt, ist das räumliche Umfeld und die Charaktere zum Leben zu erwecken. Man hat direkt das Gefühl, mit Strike durch die Londoner Straßen zu hetzen und sieht beim Lesen die Stadt vor seinem geistigen Auge auferstehen. So taucht man mit der ersten Seite sofort in die Handlung und ihre Umgebung ein. Außerdem sind die meisten Charaktere sehr nachvollziehbar gezeichnet, wenn Rowling auch um eher klischeehafte Figuren wie Supermodels und erfolgreiche Rechtsanwälte nicht herumkommt, was wiederum etwas an „Ein plötzlicher Todesfall“ erinnert. Mehr überzeugt die Entwicklung der Charaktere von Strike und seiner neuen Assistentin Robin und insbesondere ihre Beziehung zueinander. Beide kommen realistisch rüber, werden dem Leser direkt sympathisch und man hat nichts dagegen, auch noch bald mehr von ihnen zu erfahren. Hier merkt man auch, dass ein neues Ermittlerduo aufgebaut wird, was sich zu Beginn erst noch finden muss. Rowling hat ja, wie ich gelesen habe, bereits angekündigt, dass im nächsten Jahr ein zweiter Teil folgen soll, wofür hiermit eine gute Basis gelegt wurde.

Fazit

Eine klassische Detektivgeschichte, die nach einem etwas schwächeren Beginn mit Spannung, Dramatik und sympathischen Hauptcharakteren überzeugt. Wer Lust auf einen guten Krimi ohne viel Blut und Action hat, kann hier sehr gut unterhalten werden. Mir hat der Beginn mit Strike und Robin Lust auf mehr gemacht, hoffentlich geht es ähnlich gut weiter in Teil 2.

4 von 5 Punkten


Buchinfos:
Taschenbuch, 656 Seiten
ISBN: 978-3-442-38321-4
Erschienen am: 06. Oktober 2014
Originaltitel: The Cuckoo's Calling
Preis: 10,99 €

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