Donnerstag, 19. Juli 2018

Rezension: Joanne K. Rowlings Harry Potter und das verwunschene Kind


Inhalt

Vor kurzem ist ein neues Buch aus der Harry Potter-Reihe erschienen, dem ein zweiteiliges Theaterstück zugrunde liegt, das Ende Juli in London uraufgeführt wurde. Der Text der Bühnenversion wurde für all die Fans, die das Stück in London nicht sehen konnten, auch als Buch veröffentlicht. Es setzt dort ein, wo der siebte und bis jetzt letzte Teil der Harry Potter-Serie endete: 19 Jahre nach Harrys Sieg über Lord Voldemort. Harry ist mittlerweile ein vielbeschäftigter Mitarbeiter des Zaubereiministeriums und Familienvater mit drei schulpflichtigen Kindern, während sein Sohn Albus mit dem enormen Druck durch das Erbe seines berühmten Vaters zu kämpfen hat. Gemeinsam müssen Vater und Sohn erkennen, dass Dunkelheit manchmal von ganz unerwarteten Orten kommt…

Meinung

Als bekannt wurde, dass die Harry Potter-Geschichte eine Fortsetzung in Form eines Theaterstücks erhält und dieses auch in Buchform veröffentlicht wird, konnte ich es einerseits kaum erwarten, wieder in diese magische Welt einzutauchen, andererseits war ich auch ein wenig skeptisch, was man von diesem erwarten sollte. Es ist nicht direkt von Joanne K. Rowling verfasst, sie unterstützte nur bei der Abfassung und es ist eben ein Theaterstück, kein neuer Roman. So ist es dann auch aufgebaut, die Handlung gliedert sich in zwei Teile, die jeweils aus zwei Akten bestehen. Der Text ist nur in Dialogform. Jede Szene beginnt mit einer kurzen Beschreibung des Handlungsortes und der vorkommenden, neu auftauchenden Figuren. Man muss sich also erst einmal ein wenig an diese Darstellungsform gewöhnen, die so ganz anders als die Harry Potter-Romane ist. Auch sonst hat dieses Buch nicht mehr so viel mit seinen Vorgängern zu tun, wenn man sie denn überhaupt so nennen kann.
Es ist zumindest ab der Mitte genauso spannend wie die eigentliche Harry Potter-Reihe, so dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Ansonsten kommt es nicht mehr an die Reihe heran. Dies liegt vor allem an der etwas schwachen Handlung, die zum Teil wenig Sinn ergibt und auch einige Aspekte und Gesetze der Zaubererwelt um Hogwarts etwas auf den Kopf stellt. Die Handlungen einiger Hauptfiguren waren nicht immer realistisch und nachvollziehbar, es wirkte vielmehr so, als habe man versucht, möglichst viele wichtige Szenen aus den ersten Büchern noch einmal auftauchen zu lassen, ohne diese sinnvoll zu einer realistischen Geschichte verbinden zu können. So nimmt das Thema Zeitreisen einen großen Teil der Handlung ein, das im dritten Roman bereits eine große Rolle spielte, damals jedoch passend in die Handlung eingebaut wurde, hier aber eher für Verwirrung sorgte und nicht immer sinnig dargestellt wurde. Ohne zu viel verraten zu wollen, die Voldemortgeschichte, die im Stück aufgebaut wurde, war viel zu klischeehaft und wenig originell. Da hätte ich deutlich mehr erwartet.
Eben auch, da das Stück wirklich gut darin ist, die Beziehungen zwischen den Hauptfiguren, allen voran Harrys zu seinem zweiten Sohn Albus, herauszuarbeiten. Dies lässt einen weiterlesen, wenn man dann schon nicht von der Handlung an sich überzeugt ist. Man bekommt spannende und einfühlsame Einblicke in Vater-Sohn-Beziehungen, insbesondere wie belastend so ein berühmter Vater wie Harry für seine Kinder sein kann, wie vor allem Albus immer versucht, aus dem Schatten seines Vaters herauszutreten und sich von diesem abzugrenzen. Man kann schnell mit ihm mitfühlen und erlebt auch seine Freundschaft mit Malfoys Sohn Scorpius sehr intensiv mit. Damit bekommt man auch einen zum Teil anderen Blickwinkel auf all die Geschehnisse aus den ersten Büchern, die Harry und seine Rolle im Widerstand gegen Voldemort betreffen, und sieht Schwächen von ihm, auch als Vater, stärker, was ihn wiederum realistischer und menschlicher werden lässt.
Somit hat dieses Skript durchaus einiges zu bieten, wenn es auch eben nicht an die Originalreihe heranreicht. Aber man sollte auch nicht vergessen, dass es sich nun einmal um ein Theaterstück handelt. Viele Szenen funktionieren sicherlich auf der Bühne deutlich besser, als wenn man nur von ihnen liest. Schön wäre eine weltweite Aufführungsreihe, die ich mir auf jeden Fall ansehen würde. Die schwache Handlung enttäuschte mich ein wenig, ansonsten kann ich dieses Buch aber bedenkenlos weiterempfehlen.

Fazit

Dieses Skript ist sicherlich ein Muss für jeden Harry Potter-Fan, im September wird es dann auch auf Deutsch erscheinen. Ich habe es durchaus gerne gelesen, bin bewusst auch mit geringen Erwartungen an die Lektüre herangegangen, was ich jedem empfehlen würde. Es ist nun einmal kein neuer Harry Potter-Roman und haut einen auch nicht vom Hocker, aber mal wieder ein wenig Zeit mit seinen Lieblingsfiguren zu verbringen, hat sich auf jeden Fall gelohnt!

4 von 5 Punkten


Buchinfos:
Hardcover, 336 Seiten
ISBN: 978-3-551-55900-5 
Erschienen am: 24. September 2016
Originaltitel: Harry Potter and the Cursed Child
Preis: 19,99 €

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