Donnerstag, 1. März 2018

Rezension: Charles Bukowskis Das Liebesleben der Hyäne





Inhalt

In diesem Roman beschreibt Charles Bukowski das Leben seines Alter Ego Henry „Hank“ Chinaski um die 50. Er ist mittlerweile dem Postjob entwachsen, entwickelt sich zu einem erfolgreichen Schriftsteller, der immer häufiger um Lesungen gebeten wird und einige Romane und Gedichtbände veröffentlicht hat. Mit dem Erfolg kommen auch die Frauen, die sich regelrecht darum streiten, wer mit ihm die Nacht verbringen darf. Doch Hank beginnt auch über seinen Lebenswandel und sein Liebesleben nachzudenken und sich zu fragen, ob ihm unzählige unverbindliche Affären wirklich ausreichen…

Meinung

Zunächst wirkt das Buch bloß wie eine endlose Aneinanderreihung von Sexabenteuern und Saufgelagen von Hank, denen im Roman breiter Raum gegeben wird und die mich zunächst schon haben grübeln lassen, was Bukowski mir damit überhaupt sagen will. Immer wieder treten neue Frauen in sein Leben, die ihm Briefe nach dem Lesen seiner Bücher schreiben oder ihn bei Lesungen treffen und sich anscheinend um eine Affäre mit ihm geradezu reißen. Meist laufen die Treffen dann auch nach einem sehr ähnlichen Muster ab: die Frauen kommen zu ihm, es wird wild gesoffen und dann gibt’s Sex, der oftmals sehr detailliert beschrieben wird. Oftmals zieht sich die Affäre dann über ein paar Wochen hin, bis eine andere interessanter wirkt, oder aber Hank hat mehrere Frauen gleichzeitig. Eine erste Ausnahme bildet Lydia, mit der er über längere Zeit eine Beziehung eingeht, was ihn aber auch nicht davon abhält, sich mit anderen Frauen zu treffen. Nebenbei gibt Hank immer wieder einzelne Lesungen über die gesamte USA verteilt und schreibt Gedichte. Glücklicherweise bietet der Roman aber bei längerer Lektüre doch noch mehr. Hank macht sich immer stärker Gedanken über zwischenmenschliche Beziehungen, reflektiert intensiver als in anderen Büchern von Bukowski seinen Lebensstil und wirkt auch gefühlvoller und zahmer als früher. Er scheint in seinen 50ern auch endlich ein wenig ruhiger zu werden. Er macht sich stärker Gedanken, was sein Verhalten gegenüber den vielen Frauen für Auswirkungen auf diese haben kann, sucht Erklärungen und auch irgendwie gewisse Entschuldigungen für sein Handeln, so dass er sympathischer als früher wirkt. Doch auch als sexsüchtiger, vulgärer Hank wirkt er immer noch angenehm auf den Leser, vor allem seine ehrliche, unangenehme Wahrheiten aussprechende Art überzeugt, die man sonst leider viel zu selten in Büchern findet.
Bukowski bietet mit „Das Liebesleben der Hyäne“ also abermals ein sehr offenes, ehrliches Buch, das aber auch etwas reifer und gefühlvoller wirkt als seine früheren Werke. Er zeigt mehr von sich selbst, insbesondere wie bereits erwähnt etwas Reflexion über seinen Lebenswandel, und lässt sogar etwas Einsicht, Vernunft und selbst ein wenig Hoffnung im Buch durchschimmern, was mich vor allem beim Ende sehr überraschte, wo ich abermals mit einem sehr ernüchternden gerechnet hatte. Somit erhält man ein sehr interessantes, spannend zu lesendes, unterhaltsames Buch, das eine neue Facette des Autors aufzeigt. Sein derber Schreibstil hat sich natürlich nicht geändert, so dass man wie bei anderen Bukowski-Büchern nur zugreifen sollte, falls man mit diesem klar kommt, für jedermann ist er sicherlich nicht.

Fazit

Wieder ein überzeugendes Werk von Charles Bukowski, das sich kritischer als in früheren Büchern mit dem Lebenswandel des Autors auseinandersetzt und ihn (oder sein Alter Ego Hank) reifer und ruhiger zeigt. Zusätzlich unterhalten die verschiedenen Affären und Saufgelage, trotz ihrer Ähnlichkeit, ungemein, die in Bukowskis typisch derber, vulgärer, aber auch mit trockenem Humor gespickten Sprache amüsant erzählt werden. Mag man diesen Schreibstil, sollte man sich „Das Liebesleben der Hyäne“ auf keinen Fall entgehen lassen.

4 von 5 Punkten


Buchinfos:
Taschenbuch, 432 Seiten
ISBN: 978-3-423-21106-2
Erschienen am: 1. Dezember 2008
Originaltitel: Women
Preis: 10,95 €

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