Sonntag, 4. März 2018

Rezension: Charles Bukowskis Hollywood



Inhalt

In diesem Werk von Charles Bukowski erleben wir die Erfahrungen seines Alter Egos Henry „Hank“ Chinaski mit der glamourösen Welt von Hollywood, als er für einen Freund das Drehbuch zum Film „Barfly“ verfasst. Er erzählt wieder sehr autobiographisch angelegt vom Schreiben des Drehbuchs, der Suche nach passenden Schauspielern und einer Produktionsfirma, von den Sperenzien der abgehobenen Schauspielern, wie Geldsorgen und korrupte Geschäfte den Dreh immer wieder gefährden, bis hin zur endgültigen Fertigstellung und Premiere des Filmes.

Meinung

Hank Chinaski alias Charles Bukowski hat mittlerweile die wirklich wilde Phase seines Lebens hinter sich. Inzwischen über 60 Jahre alt, lebt er mit seiner Lebensgefährtin „Sarah“ zusammen, die den notorischen Trinker mehr auf Wein umgestellt hat, auf eine gesündere Ernährung achtet und sich auch sonst fast schon rührend um ihn kümmert. Seine literarischen Werke verzeichnen einigen Erfolg, er ist als Schriftsteller und Dichter fast überall anerkannt und hat auch keine Geldsorgen mehr. Er leistet sich sogar einen BMW, was man sich beim alten Hank nun gar nicht vorstellen konnte. Seine Frauengeschichten sind vorbei und auch die Pferdewetten nehmen an Bedeutung ab, wenn er sich auch immer noch häufig an der Pferderennbahn aufhält. Da bittet ihn ein befreundeter Regisseur, das Drehbuch zu einem Film über Hanks frühere Saufjahre zu verfassen. Was Bukowski im Laufe der lang andauernden Produktion des Films für Erfahrungen mit der Filmindustrie macht, schildert er in diesem Buch.
Man wird vermutlich selten so einen ehrlichen Hintergrundbericht über die Machenschaften in der Filmindustrie finden, wie diesen hier von Charles Bukowski. Er deckt schonungslos all die korrupten Geschäfte Hollywoods auf, die genutzt werden, um Projekte zu verhindern, die Filmteams nicht zu bezahlen und Konkurrenten zu schaden. Viele Schauspieler, die trotz der verwendeten Pseudonyme leicht zu erkennen sind, und ihre Starallüren werden aufs Korn genommen, wobei nach Aussagen von Beteiligten Bukowski meist die Geschehnisse authentisch wiedergibt und nicht überzeichnet. Auch erhält man einen interessanten Einblick in die Arbeit eines Drehbuchautors, etwa wie der Regisseur immer wieder Hank um eine Überarbeitung von einzelnen Szenen bittet, um Zeit einzusparen oder auch die Wünsche der Schauspieler mit einzubauen, was den „work in progress“-Charakter des Drehbuchs verdeutlicht.
„Hollywood“ war mittlerweile das fünfte Buch, das ich von Bukowski gelesen habe, und das für mich insgesamt schwächste. Die Hollywoodthematik konnte mich nicht so sehr wie die Handlungen seiner anderen Bücher fesseln, wenn er auch wirklich wieder gewohnt schonungslos mit seinem Gegenstand umgeht. Doch man sieht eben in diesem Werk, dass auch Hank / Bukowski im Alter wie anscheinend jeder andere auch ruhiger wird, sein Draufgängerleben ein wenig hinter sich lässt, von dem seine anderen Bücher lebten, auch wenn man ihm wiederum das etwas glücklichere Leben durchaus gönnt, das er zu dieser Zeit führte. Unterhaltsamer als sein früheres Leben ist es aber nun einmal nicht und das merkt man auch seinem Buch an.

Fazit

Ein schonungsloser Bericht über die Filmindustrie in Hollywood, an der Bukowski kaum ein gutes Haar lässt und deren dubiose Machenschaften hier offen und direkt aufgezeigt werden. Die Thematik begeisterte mich nicht so wie seine sonstigen Werke, kann aber dennoch kurzweilig unterhalten und einen nur den Kopf schütteln lassen, wie es in der Traumfabrik Hollywood wirklich zugeht.

3,5 von 5 Punkten


Buchinfos:
Taschenbuch, 256 Seiten
ISBN: 978-3-423-12390-7
Erschienen am: 1. August 1997
Originaltitel: Hollywood
Preis: 9,90 €

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