Sonntag, 11. März 2018

Rezension: Yrsa Sigurðardóttirs Nebelmord



Inhalt

Im Januar 2014 auf Island: der Fotograf Helgi soll eine Nacht mit zwei Handwerkern und einer Technikerin auf einer kleinen Leuchtturminsel verbringen, um diese bei ihrer Arbeit zu fotografieren. Die ganze Nacht über herrscht ein heftiges Unwetter und am nächsten Morgen ist plötzlich einer von ihnen spurlos verschwunden. Ein paar Tage zuvor versucht die Polizistin Nína in Reykjavík den plötzlichen Selbstmordversuch ihres Mannes, seit dem er nur noch mithilfe von Apparaten am Leben erhalten werden kann, zu verarbeiten und dahinter zu kommen, warum dieser sich das Leben nehmen wollte. Gleichzeitig verschwindet am Stadtrand von Reykjavík eine Familie…

Meinung

Nachdem ich schon seit vielen Jahren die Krimis von Arnaldur Indriðason regelrecht verschlinge, die ich vor allem wegen ihres düsteren Islandflairs so fesselnd finde, wollte ich es auch einmal mit einem anderen Krimi aus dieser Gegend versuchen, so dass ich mir „Nebelmord“ vornahm. Das für Island so typische raue Wetter und die Abgeschiedenheit vieler Orte spielt auch hier eine große Rolle, so findet einer der drei Handlungsstränge auf einer kleinen Insel statt, die nur über einen Leuchtturm und einen Hubschrauberlandeplatz verfügt. Dieser Erzählstrang, der parallel zu den anderen beiden erzählt wird, ist im Präsens geschrieben und liegt zeitlich direkt hinter den anderen beiden Handlungssträngen, die wiederum gleichzeitig ablaufen und im Imperfekt geschrieben sind. Einer der beiden befasst sich mit der Geschichte von Nína, die auf ein Ereignis aus der Kindheit ihres Mannes stößt, das seinen versuchten Selbstmord vielleicht erklären kann, und die andere erzählt von einem Ehepaar, das gemeinsam mit seinem Sohn gerade aus den USA zurückkehrt und mit der Zeit feststellt, dass das Ehepaar aus den USA, mit dem sie die Häuser getauscht hatten, anscheinend spurlos verschwunden ist. Die verschiedenen Handlungen werden meist abwechselnd erzählt und fügen sich mit der Zeit langsam zu einer Gesamtgeschichte zusammen.
Da die einzelnen Geschichten meist an einem spannenden Punkt unterbrochen werden, wird die in den einzelnen Handlungssträngen bereits enorm vorhandene Spannung noch weiter auf die Spitze getrieben, so dass man den Krimi wirklich kaum aus der Hand legen kann. Jeder der drei Erzählstränge ist sehr spannend aufgebaut, die Charaktere gewinnt man schnell lieb und fiebert mit ihnen mit, wobei mich vor allem die Geschichte um das Ehepaar fesselte und die Geschichte um Nína umso mehr berührte, wohingegen die Handlung auf der Leuchtturminsel gegen die beiden anderen ein wenig abfällt. Zusätzlich gelingt es der Autorin, das so typische düstere und mystische Islandflair eindrucksvoll aufzubauen und die Abgeschiedenheit der Landschaft und die Naturgewalten bildhaft darzustellen. So verliert man sich schlichtweg für Stunden in dieser Geschichte und vergisst alles andere um einen herum, wenn auch innerhalb der Aufklärung der Mordfälle ein paar gröbere Logikfehler ein wenig stören. Ansonsten kann ich allerdings rein gar nichts an diesem Roman kritisieren.

Fazit

Mit „Nebelmord“ erhält der Leser einen schönen, wirklich spannenden Schmöker, der sich prima zum Auf dem Sofa verkriechen bei nasskaltem Wetter eignet und zum Miträtseln einlädt. Ich kann ihn bedenkenlos weiterempfehlen, viel fesselnder kann Literatur nicht sein!

4 von 5 Punkten


Buchinfos:
Taschenbuch, 400 Seiten
ISBN: 978-3-596-03065-1
Erschienen am: 23. Oktober 2014
Originaltitel: Lygi
Preis: 10,99 €

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